Zentrum für Graduiertenstudien

Geschlechterdimensionen in Geschichte und Geschichtsforschung (zu) Sozialer Arbeit

Titel des Vortrags: Historische Sozialpädagogik zwischen Historiographie und gesellschaftlicher Praxis
Name der Konferenz: Geschlechterdimensionen in Geschichte und Geschichtsforschung (zu) Sozialer Arbeit
Datum des Vortrags: 24.02.2024
Ort der Konferenz: Hochschule Rhein/Main, Wiesbaden
Von: Stephan Dorf

Statement

Vom 22-24.02.2024 tagte die AG Historische Sozialpädagogik/Soziale Arbeit an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden zum Thema „Geschlechterdimensionen in Geschichte und Geschichtsschreibung (zu) Sozialer Arbeit“. Mit dem diesjährigen Thema stellte sich die akademische Soziale Arbeit der doppelten Herausforderung, Geschlechterdimensionen einerseits als Objekt wissenschaftlicher Erkenntnis behandeln zu wollen, andererseits aber davon ausgehen zu müssen, dass Geschlechterverhältnisse als Strukturelement subjektiver Vergesellschaftung ebenso die Erkenntnissubjekte und folglich auch wissenschaftliche Erkenntnisse als solche prägen. Diese Verstrickung offenlegen zu können ist nicht zuletzt das Verdienst historischer Forschung, die mit der Rekonstruktion der Vergangenheit immer auch die Kontingenz gegenwärtiger Verhältnisse zur Darstellung bringt.

In sechs Hauptvorträgen und insgesamt 18 Panels stellten über 80 Forscher*innen historische und historiographische Perspektiven auf Geschlechterdimensionen im Kontext von Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit zur Diskussion. Neben der Profilierung teils prominenter, teils bisher wenig anerkannter Personen aus der Geschichte Sozialer Arbeit wurde deren theoretische wie praktische Verstrickung in das deutsche und europäische Kolonialprojekt sowie in den davon untrennbaren Rassismus beleuchtet, wurden an Geschlechtervorstellungen orientierte Konzepte wie das der „Mütterlichkeit“ im historischen Kontext rekonstruiert und die Geschichte feministischen Denkens sowie dessen Einfluss auf das Verständnis Sozialer Arbeit diskutiert.

Die inhaltliche Vielfalt der Beiträge erlaubt keine adäquate Zusammenfassung. Stattdessen sei ein Schlaglicht gegeben: Die Auseinandersetzungen um Perspektiven einer feministisch begründeten Sozialen Arbeit zeigten, dass deren theoretische Konzeptionen wie diese im Allgemeinen häufig durch den jeweiligen historischen Kontext geprägt sind, in dem sie entwickelt wurden. Somit verschränkten sich in den Diskussionen Geschlechterdimensionen mit Strukturen generationaler Ordnung. Die Arbeit an einer Theorie der Sozialen Arbeit verweist vor diesem Hintergrund auf die Frage, welche historischen Bezugspunkte besondere Beachtung finden oder finden sollten. Dass die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Perspektiven auf die Geschichte Sozialer Arbeit jedoch bereits Teil einer undogmatischen, demokratisch fundierten Arbeit an der Geschichte ist – oder anders: dass es Geschichte nicht jenseits der Auseinandersetzung mit ihr gibt – ist eine Einsicht, die die diesjährige Tagung der AG Historische Sozialpädagogik/Soziale Arbeit gleichermaßen thematisiert wie demonstriert haben dürfte.

Mein herzlicher Dank gilt dem Zentrum für Graduiertenstudien für seine Unterstützung durch die Übernahme der Reisekosten.

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