Zentrum für Graduiertenstudien

Frau Kathrin Marcelinne Lagatie

Philosophie

Biografie

Kurzbiographie

Studium der Philosophie, Kunst, Romanistik und Erziehungswissenschaften in Wuppertal, Düsseldorf und Toulouse. Derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Kunst der Bergischen Universität Wuppertal und am Martin-Heidegger-Institut.

Titel und Abstract des Dissertationsprojektes

Poetik des Geschlechts. Heideggers Contologie

Gibt es eine Erfahrung der sexuellen Differenz? Wenn ja, dann kann sie nur von denjenigen gemacht werden, die es vermögen, vorübergehend zwischen alle Ordnungen zu gelangen: den Dichter*innen. Diese entscheidende Voraussetzung, die Heideggers Diskurs des Geschlechts trägt, bildet den Ausgangspunkt des Forschungsvorhabens: Dichtung und Ge- schlecht sind in Heideggers Werk – und womöglich darüber hinaus – nicht ohne einander denkbar. Berücksichtigt man, dass Heidegger, von der sogenannten Kehre an, sein Denken in eine fundamentale Abhängigkeit zur Dichtung bringt, ja geradezu eine Revolution der Philosophie durch die Nähe zur Kunst, deren Wesen er als Dichtung fasst, herbeisehnt und -schreibt, ist es erstaunlich, dass seine Thematisierung des Geschlechts im Herzen der entsprechenden Vorlesungen, Vorträge, Notate und Aufsätze bislang von der Forschung vernachlässigt wurde. Selbst der für Kontexte so sensible Derrida, der sich als erster ausgiebig mit Heideggers „Geschlecht“ beschäftigte, ignorierte, dass die Geschlechterthematik nicht zufällig im Rahmen von Heideggers Hinwendung zur Dichtung (Hölderlins, Trakls, Georges, Sapphos) auftaucht. Entsprechend sucht die Arbeit, den Zusammenhang von Dichtung und Geschlecht für die „Verwindung der Metaphysik“ herauszuarbeiten und seine Tragweite im Hinblick auf aktuelle ästhetische, poetologische und geschlechtertheoretische Diskurse zu ermessen.

Heidegger verwendet das Wort „Geschlecht“ in Vorlesungen und zu Lebzeiten veröffentlichten Texten äußerst sparsam. In seiner frühen Marburger Vorlesung Metaphysische Anfangsgründe der Logik im Ausgang von Leibniz (GA 26), die er unmittelbar nach Erschei- nen von Sein und Zeit gehalten hat, spricht er zunächst sogar von der Geschlechtslosigkeit des Daseins. Diese Neutralität scheint sich im Kontakt mit Hölderlin nicht aufrecht erhalten zu lassen. Im Zuge seiner Hinwendung zu dessen Hymnendichtung wird Heideggers Vokabular geradezu zwangsläufig von Töchtern (Antigone, die Kolonie), Söhnen (der Rhein, der Ister, die Ströme, die Menschen) und Müttern (Erde, Mnemosyne, die Nacht) durchsetzt, sodass 1945 die sexuelle Differenz im Kontext seiner Überlegungen zur Geburt der Sprache (GA 74) inmitten der Konzeption des Ereignisses auftaucht. 1953 in „Die Sprache im Gedicht. Eine Erörterung von Georg Trakls Gedicht“ (GA 12), greift Heidegger schließlich das Wort „Geschlecht“, Trakl zitierend, wieder auf, um es als Pointe seiner Überlegungen zur Überwindung der Metaphysik vermittels einer Neubestimmung des Verhältnisses von Philosophie und Dichtung auszubuchstabieren. In den stilistisch ungezähmteren Bänden zum Ereignis-Denken wimmelt es nur so vor Bezügen zum Geschlecht. Darüber hinaus lassen sich über die explizite Verhandlung auch implizite Hinweise zur Frage des Geschlechts finden. So vollzieht Heidegger, vor allem wenn er aus dem Altgriechischen übersetzt, Geschlechtsumwandlungen mit Hilfe der Artikel: das/die Wagnis, der/das Hehl, das/die Ereignis, das/die Gedächtnis, der Mond/die Möndin, etc.

Geschlecht und Dichtung haben durch das gesamte Werk hindurch ihren Dreh- und An- gelpunkt in der Kritik an der überlieferten Dichotomie von Sinnlichem und Übersinnlichem. Davon ausgehend nehmen die Befragung des Mensch-Tier-Verhältnisses, des Bio- logismus, der lediglich den „Gegensatz“ der Geschlechter denken kann, ihren Ausgang und kulminieren in performativen Schreibpraktiken zum „Leibhaften der Sprache“ (GA 12). Dieser Entwicklung soll methodologisch und auf der Ebene der Darstellung entsprochen werden, indem die Materialität der Zeichen, ihr Klang und Schriftbild, die Homophonien, die sich über Sprach- und Geschlechtergrenzen hinweg zu denken geben, in der Lektüre besondere Aufmerksamkeit erfahren sollen.

Neuigkeiten

Vortragstätigkeit

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Publikationen

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Sonstige wissenschaftliche Aktivitäten/Mitgliedschaften

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  • Initiative Philosophisches Café Wuppertal (09/2011 – 12/2014)

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