Zentrum für Graduiertenstudien

ZGS-Forum "Die Zukunft der Promotion"

Das ZGS-Forum ist ein Format, das eine regelmäßige Plattform für den universitätsweiten Austausch über die Zukunft der Promotion bietet. Jedes Semester findet ein Forum zu einem bestimmten Themenschwerpunkt statt.

1. ZGS-Forum im Wintersemester 2025/26

Poster zur Veranstaltung

Auftakt zu einer neuen Diskussionsreihe zur Weiterentwicklung der Promotionskultur an der Bergischen Universität am 5. November 2025

Soll man die Betreuung und Bewertung von Dissertationen trennen? Aktuelle Vorschläge zur Verbesserung der Promotionspraxis von UniWinD

Das ZGS-Forum „Die Zukunft der Promotion“ stellt aktuelle Positionen zur Weiterentwicklung der Promotionspraxis vor und bietet einen Raum für Diskussionen und den Austausch zwischen den Fakultäten. Die Kick-Off-Veranstaltung am 5. November 2025 widmete sich der hochschulpolitischen Debatte rund um die aktuellen Empfehlungen des Universitätsverbands zur Qualifizierung von Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen in Deutschland (UniWinD) – einem Zusammenschluss von derzeit über 80 Universitäten zum Zweck des Austauschs über Chancen, Herausforderungen und Reformen in der Phase der Promotion und darüber hinaus. Über 30 Teilnehmende aus allen Fakultäten verfolgten die Podiumsdiskussion mit Rektorin Birgitta Wolff, Prof. Dr. Andreas Frommer (PI des integrierten Graduiertenkollegs des SFB „Port-Hamiltonsche Systeme“), Prof. Dr. Fabian Kessl (Promotionsausschussvorsitzender der Fakultät 2), Johanna Pauliks (Promovendin der Fakultät 2), Marcel Mattern (Promovend der Fakultät 3) und diskutierten mit dem Vorstandsvorsitzenden von UniWinD, Prof. Dr. Michael Bölker, über die Reform der Qualifizierungsphase.

Collage mit Fotos der Veranstaltung

Nach der Begrüßung durch den Leiter des ZGS, Prof. Dr. Roy Sommer, führte Prof. Dr. Michael Bölker, Vorstandsvorsitzender von UniWinD, mit einem Impulsvortrag in die neuen Empfehlungen ein. Diese reichen von der Trennung von Betreuung und Begutachtung von Dissertationen über Reformvorschläge zur Benotungspraxis bis hin zu Fragen der Internationalisierung, Finanzierung und Karriereentwicklung (s.u.). In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden die Empfehlungen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet: Im Mittelpunkt standen Fragen nach der Qualitätssicherung und Fairness von Promotionsverfahren, der Vereinbarkeit von Freiheit und Standardisierung sowie nach den strukturellen Rahmenbedingungen, die gute Promotionen ermöglichen. Kritisch hinterfragt wurde auch die empirische Grundlage der neuen Empfehlungen, die Abhängigkeitsverhältnisse während der Promotionsphase abbauen wollen. Deutlich wurde: Verbesserte Betreuungsverhältnisse, transparente Prüfungsverfahren, stärkere internationale Vernetzung und eine nachhaltige Personalpolitik gelten als zentrale Bausteine für die Zukunft der Promotion.

In der abschließenden Diskussion wurden unterschiedliche Perspektiven sichtbar: Während manche Teilnehmende die vorgeschlagene Trennung von Betreuung und Begutachtung als wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Abhängigkeitsverhältnissen sahen, betonten andere die Gefahr der Überforderung kleiner Fächer und warnten vor übermäßiger Bürokratisierung. Einigkeit bestand darin, dass die Qualität einer Promotion maßgeblich von einer guten Betreuung, ausreichender Finanzierung, klaren Strukturen und wechselseitigem Vertrauen abhängt. Themen wie die Einbindung von außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die Vereinbarkeit von Forschung und Beschäftigung, Auslandsmobilität, sowie die Dauer und Struktur von Promotionsstellen wurden ebenfalls intensiv erörtert.

Als zentrale Handlungsempfehlungen wurden unter anderem eine bessere Nutzung bestehender Instrumente wie Betreuungsvereinbarungen und Zweitgutachten, der Ausbau von Betreuungsteams, Schulungsangebote für neue Professor*innen sowie Formate für fakultätsübergreifenden Austausch vorgeschlagen. Wie bei der Einführung der Betreuungsvereinbarungen, die seit dem vergangenen Jahr auch an der BUW flächendeckend Verbindlichkeit zwischen Betreuenden und Promovierenden herstellen, wird auch in der Frage der Trennung von Betreuung und Bewertung langfristig die Haltung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausschlaggebend sein.

Die zentralen Elemente der neuen UniWinD-Empfehlungen, die die Grundlage für die Diskussionen des Forums waren, sind:

  • Trennung von Betreuung und Begutachtung bei gleichzeitiger Abschaffung der bisherigen Benotungspraxis;
  • auskömmliche Finanzierung der Promotionsvorhaben über eine Dauer von mindestens 3 Jahren und im Umfang von mindestens 65 % Stellenanteil;
  • Sicherstellung einer gewählten Interessensvertretung für die effektive Mitwirkung der Promovierenden in den universitären Gremien;
  • Verpflichtende Einführung in die wesentlichen Aspekte guter wissenschaftlicher Praxis für alle Promovierenden (auch mit Blick auf Künstliche Intelligenz);
  • Ausrichtung der überfachlichen Qualifizierungsangebote auch auf die Kompetenzbedarfe des außeruniversitären Arbeitsmarktes;
  • Verstärkter Fokus auf die besonderen Belange internationaler Promovierender insbesondere beim On- und Offboarding;
  • Offenheit für die mit kooperativen Promotionsverfahren verbundene und gewünschte Vielfalt bei gleichzeitiger Gewährleistung aller entscheidenden Qualitätsstandards.

Die Stichpunkte sind den neuen "Empfehlungen für eine zukunftsorientierte Qualifizierung von Promovierenden in Deutschland" von UniWinD entnommen (S. 3-4). Die vollständige Darstellung finden Sie hier: https://www.uniwind.org/publikationen/positionen1/empfehlungen-zur-promotion-2025

Das ZGS wird das Forum „Die Zukunft der Promotion“ im Sommersemester 2026 mit einer Veranstaltung zur Rolle von Künstlicher Intelligenz bei der Anfertigung von Dissertationsschriften fortsetzen: Ersetzt Prompting künftig das Schreiben? Verkürzt KI die Promotionsphase? Wie ist dabei die Eigenleistung zu bewerten?